Die Escuela Caminante (dt. "Gehende Schule") ist eine Schule, die auf die Kinder zugeht. Kinder, die im Armenviertel Pamplona Alta in Lima aufwachsen. Kinder, deren Chancen auf eine gute Bildung und somit ein chancenreiches Leben ohne die zusätzliche Unterstützung durch die Freiwilligen und Mitarbeitenden des Projekts sehr gering wären.
Seit 2012 unterrichten junge und engagierte Peruanerinnen und Peruaner vor allem an den Wochenenden die Schülerinnen und Schüler der Escuela Caminante. Die Escuela Caminante versteht sich dabei als Ergänzung zur staatlichen Regelschule, welche die Kinder und Jugendlichen unter der Woche besuchen.
Doch wie entstand die Escuela Caminante und warum heißt sie eigentlich "Gehende Schule"?
Die Idee und Initiative zur Gründung der Escuela Caminante gehen auf Xandra Pantoja zurück.
Xandra ist ehemaliges Patenkind des Albertus- Magnus-Gymnasiums in Ettlingen, an welchem unser Gründungsmitglied Elke Heumann seinerzeit als Lehrerin tätig war. Elke Heumann pflegte mit ihren Schüler*innen über viele Jahre die Patenschaft nach Lima.
Xandra stammt selbst aus Pamplona Alta. Als die Weiterführung ihres Studiums aufgrund einer temporär schwierigen wirtschaftlichen Lage der Familie auf dem Spiel stand, übernahm das Ettlinger Gymnasium die Patenschaft. Mittlerweile führt sie eine eigene Firma im Bereich "Eventmanagement". Doch diese –wie sie selbst immer sagt– sorgt nur für das sprichwörtliche "Essen auf dem Tisch". Ihr Herz schlägt für die Escuela Caminante, die sie gemeinsam mit ihrer Familie und ihrer Freunden ehrenamtlich und neben ihrem "normalen" Beruf aufgebaut hat.
Während eines Deutschlandbesuches im Juli 2011 erzählte sie von ihrer Vision einer "Gehenden Schule"; also einer Schule, die auf Kinder zugeht. Kinder, die in den Armenvierteln Limas aufwachsen, deren Alltag geprägt ist von Hoffnungslosigkeit, Unsicherheit und häufig von Gewalt.
Auf diese Kinder möchte Xandra mit ihrer Schule im Armenviertel Pamplona Alta zugehen, denn sie selbst weiß um die Bedeutung einer guten Ausbildung in einer Gesellschaft, die bis heute charakterisiert ist durch eine meist weiße, privilegierte Oberschicht und eine indigene, benachteiligte Unterschicht.
Mit dem Versprechen, sie bei ihrem Vorhaben zu unterstützen, kehrte Xandra Pantoja nach ihrem Besuch in Deutschland 2011 zurück nach Lima und begann auf die Kinder im Armenviertel von Pamplona Alta zuzugehen, um sie für das Projekt zu gewinnen. Ihre Eltern Gladys und Francisco, ihr Bruder Mijail sowie einige Freunde aus der Nachbarschaft oder Universität standen ihr von Anfang an zur Seite.
Im Februar 2012 konnte die Projektarbeit anfangen: 6 Schüler, ein paar Plastiktische und -stühle, sowie ein Zelt als Schutz vor der Sonne, wanderten durch die Straßen von Pamplona Alta, um auf einem öffentlichen Platz zwischen Wellblechhütten und Hundegebell mit dem Unterricht zu beginnen.
Die wertvolle Arbeit, die Xandra, ihre Familie und Freunde leisteten sprach sich bald herum: Ende 2012 zählte die kleine Schule bereits 35 Schüler.
Bald wurde der öffentliche Platz, auf dem bisher der Unterricht stattfand, zu klein und es musste nach einem neuen Unterrichtsort gesucht werden. Xandras Eltern erwarben bereits vor Jahren ein kleines Grundstück gegenüber ihres Hauses in Pamplona Alta, welches sie großzügigerweise für den Schulbetrieb zur Verfügung stellten.
Auf dem Grundstück stand bereits ein einstöckiges Gebäude mit Wellblechdach, sodass für die Aufnahme des Schulbetriebs lediglich Türen und Fenster, sowie Toiletten eingebaut werden mussten. Dies geschah während der langen Sommerpause im Februar 2013.
Im März 2013 fanden dann die ersten Unterrichtsstunden im neuen Schulgebäude statt.
Mittlerweile unterrichten 12 peruanische Freiwillige 85 Schülerinnen und Schüler aus Pamplona Alta. Viele weitere Freunde und Freundinnen, Verwandte sowie ehemalige Freiwillige unterstützen das Team punktuell, z.B. bei größeren Festen oder bei der Verteilung von Carepaketen.
Das 2013 bezogene Schulgebäude wurde bereits im Februar 2014 um einen dringend benötigten 2. Stock erweitert, 2015 wurden die Innenwände verputzt und ein Fliesenboden gelegt. In den folgenden Jahren wurden zwei weitere Stockwerke ergänzt sowie der Innenausbau weiter vorangetrieben.
Der schrittweise Ausbau des Schulgebäudes geht einher mit einer stetigen Erweiterung des Lernangebots. Neben dem Unterricht in den klassischen Fächern wie Spanisch oder Mathematik, werden immer wieder neue, kreative Projekte angeboten, beispielsweise Panflöten- und Gitarrenunterricht, Theater- oder Tanzprojekte. Seit 2021 finden regelmäßig auch unter der Woche Vorbereitungskurse für Schulabsolventen statt, die sich auf die schwierige Aufnahmeprüfung an einer Universität bemühen. Besonders stolz sind wir über die Einrichtung einer Nähwerkstatt, die vor allem von den Müttern genutzt wird, sowie einer Bibliothek.
Dass das Projekt seit seiner Gründung auf diese Art und Weise wachsen und sich weiterentwickeln kann, ist einer Vielzahl an engagierten Menschen in Peru und Deutschland zu verdanken.